Bachmann-Preis zu streichen wäre Irrsinn!

Klagenfurt (21.06. 2013) Entsetzt zeigt sich heute Gemeinderätin Evelyn Schmid-Tarmann (Die Grünen) über das von ORF-Generaldirektor Wrabetz angekündigte Ende der Übertragung der „Tage der deutschsprachigen Literatur“. „Es wäre fahrlässig, den Ingeborg Bachmann-Preis, der der renommierteste und auch beliebteste Literaturwettbewerb des deutschsprachigen Raumes ist, abzusetzen. Beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk sollte es nicht um Quoten gehen, sondern darum, den gesetzlich vorgeschriebenen Kultur- und Bildungsauftrag zu erfüllen!“, so Schmid-Tarmann, die sich nicht vorstellen kann, dass Wrabetz seine Pläne wahr macht: „Vielleicht benutzt er seine Ankündigung als Druckmittel, um Sponsoren aufzutreiben. Es wäre jedenfalls ein Irrsinn, die wohl wichtigste europäische Literaturveranstaltung, die ein Aushängeschild für Kärnten und ganz Österreich ist, abzusetzen. Der „schönste Betriebsausflug der Literaturszene“, wie ihn Hanns-J. Ortheil, Bachmannpreisträger 1982 nannte, ist sehr prestigeträchtig und hat einen enormen Werbewert für Klagenfurt.“ 

Die Tage der deutschsprachigen Literatur wieder Ingeborg-Bachmann-Preis nennen und sponsern! 

Nicht zum ersten Mal droht dem Bachmann-Preis das Aus. „So hatte der frühere LH Jörg Haider – aus einer Trotzreaktion heraus und unter Herabwürdigung des Bewerbes – die Finanzierung durch das Land im Jahr 2000 überraschend eingestellt.*“, erinnert Schmid-Tarmann.

Erst kürzlich ließ LR Wolfgang Waldner verlauten, dass sich das Land nach 13 Jahren wieder am Bachmannpreis beteiligen werde. Schmid-Tarmann ist erfreut: „Die politische Situation hat sich im Land grundlegend positiv verändert, es gibt einen neuen Umgang mit der Kultur. LR Waldner könnte nun den Dialog mit den Bachmann-Erben suchen, dass die „Tage der deutschsprachigen Literatur“ auch offiziell wieder „Ingeborg-Bachmann-Preis“ heißen dürfen. Wenn das Land den Bewerb wieder mitträgt, wird das für Kärnten Image fördernd sein. Seit Jahren kommt Klagenfurt alleine für den Hauptpreis auf, immerhin 25.000 Euro jährlich. Insgesamt investiert die Stadt in das Wettlesen rund 60.000 Euro“, so Schmid-Tarmann, die auf eine Unterstützung des Landes Kärntens baut.

*Vorgeschichte:
Die Geschwister Ingeborg Bachmanns, Isolde Moser und Heinz Bachmann, hatten im Jahre 2000 aus Protest gegen die neue schwarz-blaue Regierung in Österreich die Verwendung der Bezeichnung „Ingeborg-Bachmann-Preis“ so lange untersagt „bis wir davon ausgehen können, dass die Politik in diesem Lande nicht mehr beschämend sein wird und sich ihrer, der Weltliteratur zugehörenden Autorin, würdig erweist“, hieß es in der Mitteilung der Familie….Einen Tag darauf nannte Kulturreferent LH Jörg Haider den Literaturwettbewerb eine „totgelaufene und sterile Veranstaltung“, deren Nutzen für Kärnten und Österreich den betriebenen Aufwand nicht rechtfertige und entzog dem Bewerb kurzerhand die 120.000 Schilling.
http://www.spiegel.de/kultur/literatur/ingeborg-bachmann-preis-haider-entzieht-die-finanzierung-a-63401.html
(Spiegel, 8.2. 2000)