Baustopp für Großbauprojekte im Univiertel gefordert

Klagenfurt (01.08. 2013) Die Baufirma Kollitsch lud am 20. Juni 2013 zu einer Informationsveranstaltung zu ihrem Projekt „Uni-Park“ in der Universitätsstraße 21. „Mehrere betroffene AnrainerInnen wurden gar nicht eingeladen“, weiß Gemeinderätin Evelyn Schmid-Tarmann. Nach wie vor gibt es Kritik von Seiten der Grünen an dem Projekt, das am Standort der alten Union-Tennishalle errichtet werden soll, denn: „Es gibt viele Ungereimtheiten, der Grundstücks-Deal lief nicht transparent ab *)“, erinnert Schmid-Tarmann, die kritisiert, dass es „keine Ausschreibung und keinen Architekturwettbewerb gegeben hat. Es ist auffällig, dass bei lukrativen Bauprojekten  in Klagenfurt immer die gleichen großen Unternehmer zum Zug kommen. Gerade in Uni-Nähe werden außerdem dringend leistbare Mietwohnungen benötigt: Stattdessen werden wieder Eigentumswohnungen und Geschäfte errichtet.“

Die exzessive Bautätigkeit im Univiertel ist vielen KlagenfurterInnen längst nicht mehr geheuer. „Ein Großprojekt jagt das andere, aberhunderte Eigentumswohnobjekte werden aus dem Boden gestampft. Die Immobilienblase wird einmal platzen, das ist die weitverbreitete Meinung in der Bevölkerung“, so Schmid-Tarmann, die mit Sorge das rasche Vorgehen beim Projekt „Uni-Park“ beobachtet. „Der Uni-Park muss bis 2014 – zumindest im Rohbau – stehen, sonst wird der Kauf rückabgewickelt und die Liegenschaft fällt an die Stadt zurück. Gebaut wird also auf Teufel komm raus, alle vorgebrachten Bedenken und zu erwartende Einsprüche werden hinweggefegt. Die bereits brenzlige Grundwassersituation im Univiertel wird sich durch drei weitere viergeschoßige Wohnblöcke noch verschärfen.“

Mittlerweile haben sich auch Mitglieder der Wassergenossenschaft Glanfurtregulierung mit ihren Befürchtungen an die Grünen gewandt. „Auch sie sehen einen Zusammenhang zwischen den regen Bautätigkeiten und dem gestiegenen Grundwasserspiegel und fordern wie wir Grüne einen Stopp für weitere Großbauprojekte.“ Das Dokument, das den Grünen vorliegt, beginnt so: „Die Fläche zwischen Klagenfurt und dem Wörthersee einerseits und entlang der Glanfurt andererseits waren bis ins 20ste Jahrhundert so versumpft, dass große Teile einer Bewirtschaftung nicht zugänglich waren. Weiters kam es entlang der ursprünglichen Glanfurt immer wieder zu Überflutungen…“

 *) Vorgeschichte des Deals zwischen Sportunion, Landeshauptstadt und Bauunternehmern
Die Landeshauptstadt hatte mitten in Waidmannsdorf, in der Universitätsstraße 21, ein wertvolles 5.745 m2 großes Grundstück. Von 1975 bis 2014 wurde der Sportunion Klagenfurt hier das Baurecht für eine Tennishalle eingeräumt. Die Union verzichtete aber frühzeitig, weil sie ein lohnenderes Objekt im Auge hatte, nämlich die ehemaligen ÖDK-Tennisplätze in der Wilsonstraße am Lendkanal, eine Fläche von 7.563m2, die eigentlich für die Erweiterung der Universität vorgesehen war:
Am 11.3. 2010 hatte es noch eine Besprechung zwischen Rektor Dr. Heinrich C. Mayr, Bürgermeister Christian Scheider, und den Vzbgm. Albert Gunzer und Maria-Luise Mathiaschitz gegeben, dass die ÖDK ihre Tennisplätze an die Universität verkauft. Dafür sollte am 17. März im Stadtsenat der Nutzungsvertrag zwischen Uni und Landeshauptstadt Klagenfurt bis 2050 beschlossen werden.
Am 17.3. 2010, also zeitgleich, begann aber die Verfahrenseinleitung für die integrierte Flächenwidmungs- und Bebauungsplanung „Uni-Park“ auf dem Areal der Union-Tennishalle mit der Begründung einer Hochschul-Anschlussbebauung für ca. 65 Wohneinheiten. In den Grundzügen stand das Projekt bereits damals, obwohl der Pachtvertrag für die Union-Tennishalle noch bis 2014 lief!
In der Stadtsenatssitzung am 28.6. 2010 gab es dann einen Grundsatzbeschluss, dass die Union die Liegenschaft in der Wilsonstraße für Tennisplätze und Clubhaus erhält – und nicht die Universität!
Am 27.9. 2011 wurde gegen die Stimmen der Grünen im Gemeinderat beschlossen, den Investoren DI Nikolaus Lanner, DI Günther Kollitsch und Arch. Andreas Krainer die Liegenschaft in der Universitätsstraße um 1.645.000 € für die Luxuswohnanlage „Uni-Park“ zu verkaufen. Dieses Geld aller Klagenfurter BürgerInnen floss dann an den privaten Verein Union weiter: Der Pachtvertrag für die 7.563 m2 große Liegenschaft in der Wilsonstraße läuft bis 2060 (!). Dazu kommen noch 1,500.000 € aus dem Zukunftsfonds unseres hochverschuldeten Landes, die Eigenmittel der Union betragen 557.000 €.
ÖVP-Gemeinderat und Clubobmann Dr. Klaus Bidovec, Stellvertreter des Bezirkshauptmannes und zugleich Geschäftsführer der Sportunion überschlug sich in seiner Rede vor dem Gemeinderat gleichsam vor Freude über diesen Deal und bedankte sich überschwänglich.
Gemeinderätin Evelyn Schmid-Tarmann abschließend: „Dass ausgerechnet eine Tennishalle der Universität wertvolle Erweiterungsflächen gestohlen hat, ist bezeichnend für die derzeitige kurzsichtige Stadt-Ver-Planungspolitik. Wieder einmal zeigt sich, dass es der Stadtplanungsreferentin an Zukunftsorientierung und Weitblick fehlt.“