Benediktinerplatz: Nein zu Tiefgaragenprojekt

Klagenfurt (23.04. 2014) Die Pläne für eine viergeschoßige Tiefgarage am Benediktinerplatz und ein fünfstöckiges Wohn- und Geschäftsgebäude in der Lichtenfelsgasse liegen auf Eis – so hat es jedenfalls SPÖ-Stadtplanungsreferentin Mathiaschitz in den letzten Monaten immer wieder versichert. „Alle Parteien lehnten das Projekt bislang aus Angst, dass das Thema zum Wahlkampfthema wird, ab. Plötzlich ist alles anders“, ist Grünen-Clubobfrau und Stadträtin Andrea Wulz von der „Überrumpelungsaktion und dem 180-Grad-Schwenk“ überrascht.

Grünen-Gemeinderätin Evelyn Schmid-Tarmann ärgert sich über den „Wortbruch der Planungsreferentin. In Informationsveranstaltungen hat Mathiaschitz vor den Marktleuten wiederholt beteuert, dass sie einen Allparteienkonsens will und das Projekt gegen die Stimmen der Grünen nicht umgesetzt wird. Sie weiß nur zu gut, dass das Tiefgaragenprojekt 2009 Altbürgermeister Scheucher die Wiederwahl gekostet hat.“

Grundsätzliche Argumentation der Grünen gegen das Tiefgaragenprojekt ist, „dass der Verkehr gleichsam angezogen wird: Deshalb lehnen wir eine neue Tiefgarage strikt ab“, stellt Schmid-Tarmann nochmals klar. „Wir bleiben bei unserer Position: Die moderne Städteplanung geht in die entgegengesetzte Richtung: Ziel ist eine Stadt der kurzen Wege, eine Stadt für Menschen und nicht für Autos.“

Schon 2008/09 gab es fast identische Pläne für den Bau einer Tiefgarage unter dem Benediktinermarkt in Verbindung mit der Errichtung eines fünfstöckigen Büro- und Geschäftsgebäudes in der Lichtenfelsgasse. Dafür war sogar der Abriss der Westhalle vorgesehen. Eine Welle der Empörung ging durch die Bevölkerung, die Grünen sammelten tausende Unterschriften, das Projekt wurde zu Fall gebracht. Die 2013 vorgelegten, etwas abgeänderten Pläne wurden von den Grünen neu bewertet. „Wir befürworten den Bau eines Wohn- und Geschäftsgebäudes in der Lichtenfelsgasse, da der Stadtteil dadurch aufgewertet wird. Solange das Projekt aber an den Bau einer Tiefgarage gebunden ist, wird es von uns für das Gesamtprojekt keine Zustimmung geben“, betont Wulz. „Im Umkreis des Benediktinermarktes gibt es bereits mehrere Tiefgaragen, die zum Teil nicht ausgelastet sind. Eine neue Tiefgarage zieht noch mehr Autos in die Stadt und es entsteht ein weiterer Verkehrsknotenpunkt.“

Die Grünen fordern nach wie vor auch ein Gesamt-Verkehrskonzept für Klagenfurt. „International geht der Trend in Richtung fußgänger- und fahrradfreundliche Innenstadt. Uns ist der Ausbau des Radwegenetzes und des öffentlichen Personennahverkehrs wichtig und nicht die Förderung des Autoverkehrs“, betont Wulz abschließend.

Zusatz-Infos:
Schon 2008 gab es fertige Pläne für den Bau einer Tiefgarage unter dem Benediktinermarkt in Verbindung mit der Errichtung eines fünfstöckigen Büro- und Geschäftsgebäudes in der Lichtenfelsgasse. „Es gab großen Widerstand der Bevölkerung, tausende Unterschriften wurden von uns Grünen gegen das umstrittene Projekt gesammelt, bis es schließlich zu Fall gebracht wurde. Alt-Bürgermeister Harald Scheucher kostete das Bauvorhaben unter anderem sogar die Wiederwahl“, erinnert Grünen-Gemeinderätin Evelyn Schmid-Tarmann.

Grundsätzliche Argumentation der Grünen gegen neue Tiefgaragenprojekte in der Stadt ist, dass dadurch der Verkehr gleichsam angezogen wird. „Die moderne Städteplanung geht in die entgegengesetzte Richtung: Städte sollen für die Menschen und nicht für die Autos sein. So sieht Verkehrsexperte Univ.-Prof. Hermann Knoflacher als Vision sogar Wien in Zukunft autofrei. Er fordert, Garagenbauten und Abstellplätze zu stoppen, um den Verkehr aus den Städten zu bekommen.“

Das Bauprojekt ist von den Dimensionen her ähnlich wie 2008 und ebenfalls fünfgeschoßig. Ein gravierender Unterschied ist, dass die Westhalle des Marktes in den neuen Plänen bestehen bleiben darf, da die Tiefgaragenabfahrt auf die Westseite des Marktes, vor dem Eingang der Benediktinerschule, verlegt wurde. Allerdings sind die vorgesehenen 350 bis 400 Parkplätze längst nicht ausreichend für den angemeldeten Bedarf: Hotel Sandwirth, Volksbank, zwei Schulen, Wohnungen im Postgebäude (geplanter Dachausbau), die BIG (die das ehemalige Zollamtsgebäude nur verkaufen kann, wenn es Parkplätze gibt). Für das neue „Haus der Gesundheit“ werden Parkplätze für 31 Wohneinheiten, Ordinationen und ihre PatientInnen gebraucht. 200 Stellplätze sind für den Marktbetrieb vorgesehen.
Die Anzahl der möglichen Parkplätze richtet sich nach der Bodenbeschaffenheit – ob die Tiefgarage nun drei- oder vierstöckig gebaut werden kann.