Am 1.3.2016 soll in der Gemeinderatssitzung der Startschuss fallen für die Verbauung der letzten freien Fläche, der mehr als drei Hektar großen Dermuthwiese an der Schumanngasse. „Das ist mitten im S.U.M.P.F ! dafür gibt es von uns kein Grünes Licht“, so GRin Schmid-Tarmann.
„Im Herbst 2014 hatte sich im Univiertel in Waidmannsdorf die Bürgerinitiative BI S.U.M.P.F formiert, deren Abkürzung bedeutet: Stopptunsinnige Megabauprojekte, Profitgier, Flut im Keller“, berichtet Gemeinderätin Evelyn Schmid-Tarmann, die die Bürgerinitiative von Anfang an beraten und begleitet, eigentlich mitbegründet hatte. „Die BürgerInnen fühlen sich ausgeliefert, über sie wird drübergefahren, Umwidmungen und Teilbebauungspläne werden bewilligt ohne Miteibeziehung der Betroffenen.
Der Stadtteil Waidmannsdorf kämpft seit einigen Jahren mit einem zu hohen Grundwasserspiegel, mit gefluteten Kellern und Garagen, mit einer äußerst angespannten, ungelösten Verkehrssituation durch exzessive und zu dichte Bebauung und gegen die fehlende Empathie der Politik für die hier lebenden Menschen.
Trotz allem soll im Gemeinderat am 1.3.2016 nun ein Teilstück der zweiten großen Dermuthwiese von insgesamt 33.000 m2 gewidmet werden. Zwölf große Wohnblöcke sind vorerst geplant. Insgesamt sollen dort 20 Gebäude mit 256 Wohnungen und Tiefgaragen entstehen. Das wird unweigerlich noch mehr Grundwasser verdrängen und die Grundwasserproblematik weiter anheizen“, befürchtet Schmid-Tarmann. Obwohl es einen Beschluss vom Stadtplanungsausschuss mit einer Aussendung der Stadtpresse am 9.10.2014 gab, keine weiteren Widmungen mehr durchzuführen, bis der Endbericht des Joanneum Research zur Klärung der Grundwasserproblematik nicht abgeschlossen ist, fällt am Dienstag trotzdem der Startschuss.
Der „Beton-Tsunami“, wie Gemeinderätin Evelyn Schmid-Tarmann den ungebremsten Bauboom nennt, überrollt in den letzten Jahren vor allem die westlichen, städtischen Randgebiete Klagenfurts. Das Zubetonieren der letzten Grünflächen mit der stets gleichen Bauweise durch die stets gleichen zwei bis drei Bauunternehmer stößt auf immer größere Widerstände seitens der Bevölkerung und löst auch Unverständnis bei jenen aus, die sich mit moderner Architektur und Stadtentwicklung befassen, aber nicht Teile des Systems sind. „Dabei wird systematisch vorgegangen“, berichtet GRin Schmid-Tarmann:
„In den letzten Legislaturperioden wurden vor allem in den seenahen, westlichen Stadtteilen die Bauzonen so abgeändert, dass Teile von Waidmannsdorf und rund um das Stift Viktring Zone1-Gebiet, also eine 6stöckige Bebauung, wie in der Innenstadt ermöglicht wurden. Für Grundbesitzer bedeutet dies eine enorme Wertsteigerung und einen Profitgewinn bei möglichst dichter Bebauung. Für diesen Teilbebauungsplan wird es kein Grünes Licht geben.“
Fakten:
1. Das gesamte Gebiet war ursprünglich ein Sumpf. Die Genossenschaft Glanfurtregulierung wurde nach dem Krieg zur Entwässerung gegründet, um landwirtschaftliche Kulturflächen und nicht Bauflächen zu schaffen.
2. Projekt KOLLITSCH Wohnanlage Kranzmayerstraße Neubau GmbH.
Auf einer drei Hektar großen Fläche (der sogenannten Dermuthwiese, angrenzend an den Lakesidepark und die Kranzmayerstraße) sind 15 Wohnblöcke mit bis zu fünf Geschoßen geplant. „Es ist verwunderlich, dass am Rande des Natura 2000-Gebietes, am Ende einer Siedlung, nicht abgeflacht gebaut werden soll, wie es im Stadtentwicklungskonzept vorgeschrieben ist. Es ist zu befürchten, dass eine weitere Verdrängung des Grundwassers durch Tiefgaragen zum Desaster für die umliegenden Häuser wird. Diese Überdimensionierung und äußerst dichte Bebauung hat einen schlechten Beigeschmack, da die große Liegenschaft des – 2012 verstorbenen – ehemaligen Vizebürgermeisters in den 70er-Jahren in der damals vorstädtischen Einfamilienhaus-Gegend in Zone 1 umgewidmet worden war. Auf dieses „Fundament des Unrechts“, wie sich ein betroffener Anrainer ausdrückte, berufen sich sowohl die Stadtplanung wie auch die beiden Bauunternehmer der Dermuthwiesen 1 und 2 um die Bebauung zu ermöglichen.
3. Wegen der prekären Situation und der anhaltenden Eiderstände der BewohnerInnen rund um die Kranzmayerstraße wurde das Joanneum Research mit einer Grundwasserstudie beauftragt. Im Stadtplanungsausschuss wurde beschlossen, keine weiteren Widmungen mehr durchzuführen, bis der Endbericht des Joanneum Research zur Klärung der Grundwasserproblematik nicht abgeschlossen ist. Dazu gab es eine Aussendung der Stadtpresse am 9.10.2014. Unter dem Titel: „Weitere Bauprojekte erst dann, wenn Grundwassermodell vorliegt“, dies ist bis dato nicht der Fall, trotzdem:
4. Dermuthwiese 2 Schumanngasse Projekt REAL-Bau Granig, Widmung am 1.3.2016
Eine dermaßen dichte Bebauung über eine Fläche von 33.000 m² beeinträchtigen den Grundwasserkörper noch mehr, Regenwasser kann nicht mehr versickern, der Russenkanal kann das Wasser gar nicht mehr abführen, da er unterdimensioniert ist und die meisten Zuleitungsrohre durch die Bautätigkeiten in dem Gebiet beschädigt und somit unbrauchbar wurden. Somit müssen größere Grünflächen unbedingt erhalten bleiben. Bodenversiegelungen mitten in diesem so sensiblen von Grundwasser bedrohten Gebiet im ehemaligen Sumpf.
5. Widmungen aus den 60er Jahren, Dermuth hatte seine eigenen Äcker in Zone 1 (wie Innenstadt) gewidmet, hätte längst schon rückgewidmet werden müssen!
6. Es gibt KEIN Verkehrskonzept für tausende BewohnerInnen, es gibt im ganzen Gebiet keinen Park, keine Grünflächen mehr, der Lakesidepark ist praktisch unzugänglich.
So nahe am Natura 2000 Gebiet bis zu fünfstöckige Wohnblöcke, die jetzt schon großteils leer stehen….