Bei der heutigen Pressekonferenz kritisiert GRin Margit Motschiunig die „laissez faire“-Politik der Landeshauptstadt. Komplettiert wurde die Runde von DI Veronika Gschöpf-Proházka (BIO Austria) und Mag. Christian Salmhofer vom Klimabündnis Österreich.
Am 12.6.2014 hat der Kärntner Landtag den – einstimmigen – Beschluss gefasst, den Anteil an Bio-Produkten am Essen in den von den Gemeinden geführten Kindergärten und Horten auf 30% zu anzuheben. Vier Jahre danach sieht die Bilanz durchaus ernüchternd aus. Viele Gemeinden sind meilenweit vom ambitionierten Ziel entfernt.
„Warum sind die Verantwortlichen von Stadt und Land in der Umsetzung dieses Zieles so derart nachlässig?“, fragt sich GRin Motschiunig. Sie hat sich seit Jahren dieses Themas im Gemeinderat angenommen. Bei ihrer letzten Anfrage im Gemeinderat kam heraus, dass es einen Anteil von 10% an Bio-Produkten bei der Verpflegung in den städtischen Horten und Kindergärten gibt. „Und das obwohl die Vorgabe des Landes mit einem 30% Anteil schon mit 1.1.2018 erfüllt sein hätte sollen. Diese Versäumnisse fallen eindeutig in den Verantwortungsbereich der ehemaligen Referentin“, so Motschiunig weiter. „Die Fachabteilung und die verantwortlichen politischen EntscheidungsträgerInnen kontern immer mit den gleichen Totschlagargumenten, das sei zu teuer bzw. logistisch nicht durchführbar.“ Motschiunig kann dem nur entgegenhalten: „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg und es fehlt da lediglich am entsprechenden Willen.“
„Dort wo die eingebunden Menschen eine „pro-bio-Haltung“ haben, ist das alles viel leichter umsetzbar. In Villach verfolgt man das Bio-Essen Konzept schon seit 1999. Sukzessive wurden die KöchInnen geschult, KindergartenleiterInnen aufgeklärt und der notwendige politische Rahmen geöffnet“, bringt Christian Salmhofer ins Spiel. „Rund 30 BIO-Betriebe aus der Region profitieren an dem Konzept und beliefern die Küchen. Da werden Arbeitsplätze gesichert und Wegstrecken verkürzt. Man braucht nicht glauben, dass alleine die Herkunftsgarantie auf eine klimafreundliche Produktion schließen lässt, denn Tiere aus herkömmlichen Produktionsbetrieben werden mit Futtermitteln gemästet die einen hohen Anteil von Palmöl aus Asien oder genverändertem Soja aus Südamerika enthalten. Nur die Bio-Produktion steht für artgerechte Haltung, naturnahe Landwirtschaft, Nachhaltigkeit und, im globalen Kontext, Klimaschutz.“ Christian Salmhofer betont auch, dass der tägliche Einsatz von Bio-Produkten in den Küchen der Einrichtungen à la long zu einem Bewusstseinswandel führt. „Der Besuch der Betriebe ist in den Elementarunterricht integrierbar, weil dies alles ‚Vorzeigebetriebe‘ sind. Besuchen sie mal Gegensatz dazu mit ihrem Kind einen Großproduzenten. Da bleibt ein Schock für’s Leben, wenn sie sehen wie mit den Tieren umgegangen wird.“
DI Veronika Gschöpf-Proházka weist darauf hin, dass an die 1800 Bio-Produzenten in Kärnten ansässig sind. „Das sind 16,5% der landwirtschaftlichen Betriebe und 23% der landwirtschaftlichen Flächen wird von ihnen bio-bewirtschaftet. Österreichs Supermärkte machen schon 9% ihres Umsatzes mit Bio-Lebensmitteln, in den öffentlichen Gemeinschaftsverpflegungseinrichtungen kommen nicht einmal 1,5% Bio-Lebensmittel auf den Tisch. Daraus könnte man schließen, dass die Bevölkerung schon mehr Bio-Bewusstsein erlangt hat, als die Politik.“
Und zu dem immer wieder strapazierten Mantra der Agrarindustrie, es gibt keinen Nachweis, dass Bio-Produkte gesünder seien, sagt Gschöpf-Proházka: „Es gibt Studien die belegen eindeutig – bio ist gesünder. Alleine die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln in der industriellen Landwirtschaft stellt ein großes Risiko für die KonsumentInnen dar und nach dem Bio-Prinzip gezogene Pflanzen sind kräftiger und widerstandsfähiger, enthalten mehr Spurenelemente, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe, das ist Fakt.“
Bleibt noch das Argument, ‚Bio ist teuer‘, doch auch dazu führt sie an: „Zahlreiche Praxisbeispiele in Österreich und Europa zeigen: eine nachhaltige Umstellung des Speiseplans, weg von übermäßig hohem Convenience- und Fleisch-Anteil hin zu frischen, saisonalen Zutaten macht auch Bio-Essen ökonomisch attraktiv.“ DI Gschöpf-Proházka informiert über eine Initiative in den Kindergärten in Velden, wo die Veldener Gemeindepolitik die entstehenden Mehrkosten von 6 Euro pro Kind pro Monat ganz einfach aus dem Budget bezuschusst.
„ Für mich wäre eine Förderung für gesundes Bio-Essen aus Budgetmitteln der Stadt ebenso denkbar. Wenn man sieht wofür in dieser Stadt alles Geld ausgegeben wird“, legt GRin Margit Motschiunig noch eins drauf und bemerkt abschließend: „Das muss uns die Gesundheit unserer Kinder ganz einfach wert sein.“ Und auch in diesem Punkt sind sich alle Anwesenden einig.