„Infrastruktur zu privatisieren erweist sich in den meisten Fällen als Fehler, der schwer wieder gutzumachen ist“, bringt die grüne Wirtschaftssprecherin GRin Evelyn Schmid-Tarmann ihre Bedenken auf den Punkt. Darf sich eine Stadt einem Immobilienentwickler ausliefern, der über ein kolportiertes Investitionsvolumen verfügt, das gleich groß ist wie ihr Jahresbudget?
„Für eine Stadt sollte eine eiserne Regel gelten, nämlich, ihre wichtige infrastrukturelle Grundversorgung, wie Wasser oder öffentlichen Verkehr, niemals zu privatisieren. Dazu gibt es warnende Beispiele anderer Städte, die sich durch Privatisierungen blutige Nasen geholt und die Verkäufe zum Teil auch wieder rückabwickeln mussten um die Grundversorgung zu garantieren.“, ist Gemeinderätin Evelyn Schmid-Tarmann überzeugt, „Ein florierender Flughafen ist für einen Wirtschafts- und Tourismusstandort wichtig.1“
„In Gesprächen mit betroffenen Geschäftsleuten und Urlaubsreisenden habe ich einen Eindruck von dem Unmut bekommen, der sich durch die Verringerung des Flugangebots in der Bevölkerung breit macht“, gibt die Grüne Gemeinderätin Auskunft. „Wenn Linienflüge sogar kurzfristig gestrichen werden, dann tritt genau das ein, was bei derartigen Privatisierungen immer droht: das Vertrauen der KundInnen in das Unternehmen schwindet. Gerade die Verlässlichkeit des Services ist es, die die öffentliche Infrastruktur von privatwirtschaftlichen Angeboten unterscheidet.“
„Der Gemeinderat von Klagenfurt hat mit seiner Entscheidung zur Teilprivatisierung, – die ich persönlich immer noch für einen groben Fehler halte – dem Investor auch den Auftrag erteilt, den Klagenfurter Airport zu entwickeln“, hält Schmid-Tarmann fest und ist zurecht verärgert. Sie befürchtet, dass die Region, durch die Ausdünnung des Flugplans weiter ins wirtschaftliche Abseits befördert und Kärnten als Tourismusland zunehmend uninteressant wird2.
„Was also hat der Investor vor, wenn er dieser augenscheinlichen Abwärtsspirale nicht merklich entgegenwirkt? Was ist sein Plan mit dem Flughafen, den er, trotz mehrmaliger Urgenz, nicht bereit ist offenzulegen?“, fragt sich die grüne Wirtschaftssprecherin und bemerkt auch eine weitere Schieflage. „Den Medien ist zu entnehmen, dass der Landeshauptmann die Verhandlungen mit den Austrian Airlines zur Chefsache erklärt hat. Doch wer ist der ‚Chef‘ der Flughafenbetriebsgesellschaft? Muss etwa der Minderheitseigentümervertreter den Job des 75%-Eigentümers machen?“
„Für mich bleiben da viel zu viele Fragen unbeantwortet. Wie steht es um die versprochene – und für vergangenen Herbst angekündigte – Öffentlichmachung des Kaufvertrages? Der Investor hat sich zum Ziel gesetzt, die jährlichen Fluggastzahlen zu verdoppeln – wie soll das vonstattengehen, wenn sich das Angebot verringert? Was ist an den Gerüchten dran, die Messe an den Standort Flughafen zu verlegen? Erwartet er sich als Gegenleistung die Übereignung des Messegeländes? Der Investor verfügt über kolportiertes Investitionsvolumen von insgesamt 300 Millionen Euro. Es ist auf jeden Fall Vorsicht für die Stadt geboten.“, warnt die Grüne Wirtschaftssprecherin vor einem weiteren Ausverkauf von ‚Immobilien-Gustostückerln‘ in der Klagenfurter Innenstadt.
1 Die „Berger-Studie“ (Roland Berger Sept.2014) besagt sinngemäß, dass der Klagenfurter Flughafen eine Überlebenschance nur durch den Tourismus habe. Dazu müssten allerdings 28 Mio. Euro in den Tourismus und die Wirtschaft investiert werden. Nach ein paar Jahren gäbe es dann eine Selbstfinanzierbarkeit des Airports, vorausgesetzt, die Fluggastzahlen würden sich auf 500.000 pro Jahr steigern lassen.
2 Die Urlaubsgewohnheiten befinden sich im Wandel, der Trend weist stark in Richtung Kultur-, Shopping- und Kurzurlaube.
http://www.reise-urlaub-abenteuer.info/reisen/staedtereisen/staedtereisen-boomen