Wissenschaftsreferentin kämpft um den Verbleib der technischen Studiengänge in Klagenfurt sowie die Stärkung des FH-Standortes!

Bürgermeister Christian Scheider, Wissenschaftsreferentin Stadträtin Andrea Wulz, der Verein zur Errichtung der Fachhochschule (FH) Klagenfurt sowie Studierende und MitarbeiterInnen sprechen sich vehement gegen die Verlegung der technischen Studienbereiche von Klagenfurt nach Villach aus. Bereits ab dem Wintersemester 2012 sollen die Studiengänge „Medizinische Informationstechnik“ und „Netzwerktechnik und Kommunikation“ der FH Kärnten nach Villach übersiedeln. Eine endgültige Entscheidung darüber soll im Herbst von der Landesregierung getroffen werden.

Kritik an fragwürdiger Vorgangsweise der FH Kärnten

Scheider kritisiert die „äußerst fragwürdige Vorgangsweise der FH Kärnten: Die Landeshauptstadt wurde einfach vor vollendete Tatsachen gestellt!“ Die Veränderung eines FH-Standortes sowie die Verlagerung von FH-Studiengängen könne nur unter Einbindung und mit Zustimmung der Standortgemeinde und des Landes Kärnten erfolgen. „Es kann nicht einfach über den Kopf der Standortgemeinde hinweg entschieden werden!“

Für „Gesundheit und Soziales“, aber gegen „Tauschhandel“

Im „Gegenzug“ für die Konzentration der technischen Studiengänge in Villach soll Klagenfurt den Bereich „Gesundheit und Soziales“ bekommen, der am Klinikum neu angesiedelt werden soll. Der FH-Standort Feldkirchen soll ab dem Jahr 2015 geschlossen sein. Bgm. Scheider ist durchaus dazu bereit, den Bereich „Gesundheit und Soziales“ in Klinikum-Nähe anzusiedeln, wehrt sich aber gegen einen „Tauschhandel“.

Stichhaltige Argumente sprechen für Klagenfurt

Für den Verbleib der technischen Studiengänge sowie die Stärkung und den Ausbau des FH-Standortes Klagenfurts gäbe es eine Reihe von stichhaltigen Argumenten: Klagenfurt ist Bildungsstandort Nummer 1 in Kärnten und hat mit der Alpen-Adria-Universität, dem schulischen Umfeld (u.a. HTLs) dem Lakeside Park, der Industriezone und dem Klinikum neu beste Voraussetzungen, um sowohl technische als auch soziale Lehrgänge der Fachhochschule zu bündeln. Mit der möglichen Abwanderung würde ein in über 15 Jahren aufgebautes Know-How verloren gehen. Für den Betrieb und die Ansiedelung von zukunftsweisenden technischen Unternehmen in Klagenfurt ist ein entsprechendes hochwertiges Ausbildungsangebot am Standort wichtig.

Bisherige Kosten von 14 Mio. Euro – ein Geschenk an Villach?

Die Stadt Klagenfurt hat von 1997 bis 2011 insgesamt 14 Millionen Euro in Gebäude,  Betriebskosten und Ausstattung investiert. „Die bestehende Infrastruktur sollte also nicht ausgehöhlt, sondern ganz im Gegenteil, noch weiter ausgebaut werden!“, fordert Scheider. „Überlegungen müssen jetzt dahingehen, Universität und Fachhochschule noch enger miteinander zu verknüpfen.“
Mit der möglichen Abwanderung würden außerdem ca. 40 hochwertige Arbeitsplätze im Bereich der Forschung und Lehre verloren, was zusätzlich eine Verschlechterung der Ausbildungsperspektive bedeuten würde.

Sehr gute Auslastung der technischen Studiengänge

Die beiden Studiengänge „Medizinische Informationstechnik“ und „Netzwerktechnik und Kommunikation“ der FH Kärnten sind sehr gefragt und höchst erfolgreich, was die Studierendenzahlen belegen. „Derzeit kommen 55 Prozent der Technik-StudentInnen, die am Standort Klagenfurt studieren, aus Klagenfurt, 13 Prozent aus Villach, 13 Prozent aus St. Veit und Feldkirchen und 13 Prozent aus Völkermarkt und Wolfsberg. 6 Prozent sind aus Hermagor und Spittal. Mit der Abwanderung der technischen Studiengänge nach Villach würde man viele StudenbewerberInnen verlieren. „Sie würden nach Graz oder Wien abwandern“, gibt Stadträtin Andrea Wulz zu bedenken. Die FH sei auch „ein regionaler Versorger“.   

Kein Zeitplan, keine Kostenaufschlüsselung

Auch aus budgetärer Sicht ist für die Wissenschaftsreferentin eine Verlegung der technischen Studiengänge nach Villach „unverantwortlich“. Viele Hausaufgaben wurden nicht erledigt. So soll „Gesundheit und Soziales“ von Feldkirchen erst 2015 nach Klagenfurt kommen, die technischen Studiengänge aber bereits 2012 von Klagenfurt nach Villach abwandern. „Die Landeshauptstadt hängt also drei Jahre lang in der Luft, ohne FH!“, so Wulz, die auch an den Fördervertrag für die FH in Klagenfurt, der bis 2013 läuft, verweist. „Wir wissen überhaupt nicht, was da auf uns zukommt und auf was wir uns einlassen!“ Für das bestehende Gebäude in der Primoschgasse gäbe es „noch kein Nachnutzungskonzept“.

Stadt gibt IHS-Studie in Auftrag

Sollte die Abwanderung der technischen Studiengänge von Klagenfurt nicht zu verhindern sein, fordert Wulz von Villach „eine Abschlagszahlung“, da es dem Ausbildungs- und Wirtschaftsstandort Klagenfurt „massiv schaden würde“. Welche konkreten Auswirkungen und Folgen eine Verlegung der technischen Studiengänge nach Villach und eine Verlegung des Bereiches „Gesundheit und Soziales“ von Feldkirchen nach Klagenfurt auf die Landeshauptstadt hätte, soll jetzt übrigens eine IHS-Studie, die von der Wissenschaftsreferentin in Auftrag gegeben wurde, aufzeigen: „Sie soll Ende August fertig werden.“ In der Studie soll auch ein „Investitions- und Finanzierungsplan“ erarbeitet werden, der der Stadt Klagenfurt als Entscheidungsgrundlage dienen soll.

Synergien mit den technischen Fachrichtungen der Uni Klagenfurt

Der Klagenfurter Uni-Rektor Heinrich C. Mayr ist von einer Verlegung der technischen Studiengänge nach Villach auch nicht begeistert: „Die technischen Studiengänge der FH sind in Verbindung mit der Universität für den Universitätsstandort Klagenfurt sehr wichtig“, betont Mayr. 

Auch Studierende vor vollendete Tatsachen gestellt

Auch die Studierenden wurden von der FH mittels eines „überraschenden Briefes“ vor vollendete Tatsachen gestellt. Gegen die Verlegung der technischen Studiengänge von Klagenfurt nach Villach wurden daraufhin „sofort 108 Unterschriften gesammelt“, so die beiden Studierendenvertreter Stefan Kienzel (Studienbereich Netzwerktechnik) und Tibor Zajki-Zechmeister (Studienbereich MedIT). Die  Studierenden wehren sich gegen die Umsiedelung, da sie für sie mit zahlreichen Nachteilen und Problemen – sowohl privater als auch ausbildungstechnischer Natur – verbunden wären. Kienzel und Zajki-Zechmeister verweisen außerdem auf die guten Jobaussichten der Klagenfurter FH-AbsolventInnen.

Einbruch bei BewerberInnenzahlen

Gerold Fister vom Verein zur Errichtung der Fachhochschule Klagenfurt kritisiert, dass über die Zusammenlegung von FH-Standorten bereits „zum dritten Mal diskutiert wird. Das wirkt sich jedes Mal negativ auf die BewerberInnenzahlen aus!“ Fister: „Bei einer Verlegung der technischen Studiengänge von Klagenfurt nach Villach würden die Studierendenzahlen in den technischen Studiengängen der FH Kärnten insgesamt sinken.“
Walter Auernig (Abteilungsvorstand Elektrotechnik an der HTL Mössingerstraße) ergänzt: „Ein beträchtlicher Anteil der Klagenfurter HTL-AbsolventInnen, die derzeit ein Studium an der FH in Klagenfurt in Erwägung ziehen, würden an die Uni-Standorte Wien, Graz und Klagenfurt abwandern.“ Weiters verweist Auernig auf die zahlreichen Kooperationspartner der Studiengänge „MedIT“ und „NET“ aus der Klagenfurter Wirtschaft.