<p style="MARGIN: 0cm 0cm 0pt; LINE-HEIGHT: 19.55pt; mso-line-height-rule: exactly; tab-stops: 273.85pt 337.1pt">„Mir und den meisten, die mit Jugendlichen täglich in den Klassen arbeiten, und schon viele Jahre eine umfassende Schul- und Bildungsreform fordern, gewinnen die pädagogischen Konzepte der sichtlich bemühten Bildungsministerin Schmied nur ein resignierendes Lächeln ab“, sagt Grüne Gemeinderätin und Bildungssprecherin Evelyn Schmid-Tarmann, „die Neue Mittelschule wird scheitern.“</p>
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<p style="MARGIN: 0cm 0cm 0pt; mso-hyphenate: auto; mso-layout-grid-align: none">Die vorgesehenen pädagogischen Konzepte sind die Individualisierung, das Eingehen auf die Einzigartigkeit der SchülerInnen und ihre unterschiedliche Förderung in flexiblen Kleingruppen. Inhalte, die themenzentriert von den SchülerInnen selbst forschend erarbeitet werden. Fächerübergreifende, projektorientierte Themen, die in offenen Lernformen erarbeitet werden. Notwendig wird die ganztägige Betreuung und damit verbunden vermehrt Sport und Kreativität als Lernausgleich. Die Integration sozial- und lernschwacher SchülerInnen, verpflichtende Geschlechtergerechtigkeit, um die Chancengleichheit der Mädchen zu sichern, sowie das Beiziehen externer ExpertInnen – all das verspricht den pädagogischen Himmel auf Erden.</p>
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<p style="MARGIN: 0cm 0cm 0pt; mso-hyphenate: auto; mso-layout-grid-align: none">„An einem ganz wesentlichen Punkt wird die neue Mittelschule allerdings scheitern, nämlich am Geld,“ ist sich Schmid-Tarmann sicher. Wesentlich ist auch der niedrige Stellenwert, den die Politik in Österreich der Bildung ihrer Jugend beimisst. „Die verheerende Sparpolitik der Gehrer-Ära bedeutete für uns PädagogInnen zuletzt oft nur mehr Mangel-Verwaltung und Improvisation“, so die Grüne Gemeinderätin, „da an allem gespart wurde: Stundenkürzungen, „natürliche Abgänge“ (Pensionen, Tod) wurden nicht nach besetzt, veraltetes, lädiertes, nicht höhenverstellbares Schulmobiliar nicht ausgetauscht, kein Geld für einfachste Unterrichtsmittel bereitgestellt.“ <br /><br /></p>
<p style="MARGIN: 0cm 0cm 0pt; mso-hyphenate: auto; mso-layout-grid-align: none">Scheitern wird die neue Mittelschule auch an den räumlichen Gegebenheiten: SchülerInnen den ganzen Tag in einem Klassenraum zu „halten“, Kleingruppen ohne Ausweichmöglichkeit nebeneinander in einem Raum forschen und projektieren zu lassen, LehrerInnen einen Arbeitsplatz von weniger als einen Quadratmeter zuzumuten – all das klingt nur in der Theorie gut. (s.o. pädagogische Konzepte).<br /><br /></p>
<p style="MARGIN: 0cm 0cm 0pt; mso-hyphenate: auto; mso-layout-grid-align: none">Sie wird nicht zuletzt auch an den LehrerInnen scheitern: Im AHS-Bereich wird die „ Gesamtschule“ aus verschiedensten Gründen von den meisten schlichtweg abgelehnt. PädagogInnen an Pflichtschulen sind zum Großteil zwischen 45 und 60 Jahre alt und wollen sich die Neue Mittelschule nicht mehr „antun“. Manche Bildungspolitiker sprechen von einer „kollektiven Vergreisung des Lehrkörpers“. Junge LehrerInnen stehen jahrelang auf der Warteliste und suchen sich Alternativen in anderen Jobs. </p>
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<p style="MARGIN: 0cm 0cm 0pt; mso-hyphenate: auto; mso-layout-grid-align: none">„Die Neue Mittelschule hat meiner Meinung nur dann eine Chance wirklich flächendeckend und mit Akzeptanz der Betroffenen und der übrigen Bevölkerung umgesetzt zu werden, </p>
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<ol type="1" style="MARGIN-TOP: 0cm"><li style="MARGIN: 0cm 0cm 0pt; COLOR: black; tab-stops: list 36.0pt; mso-hyphenate: auto; mso-layout-grid-align: none; mso-list: l0 level1 lfo1"><span>wenn die Bildung den gebührenden Stellenwert – vergleichbar mit den skandinavischen Ländern – bekommt und alle erforderlichen Mittel ohne Kompromisse und Abstriche bereitstehen.</span></li><li style="MARGIN: 0cm 0cm 0pt; COLOR: black; tab-stops: list 36.0pt; mso-hyphenate: auto; mso-layout-grid-align: none; mso-list: l0 level1 lfo1"><span>wenn auch die Räumlichkeiten neben den pädagogischen Konzepten Bewegungsfreiheit und Flexibilität zulassen.</span></li><li style="MARGIN: 0cm 0cm 0pt; COLOR: black; tab-stops: list 36.0pt; mso-hyphenate: auto; mso-layout-grid-align: none; mso-list: l0 level1 lfo1"><span>wenn es für PädagogInnen mit mehr als 35 Dienstjahren, die sich so gravierende Veränderungen „nicht mehr antun wollen“ ein annehmbares Ausstiegsszenario gibt: verlockende Vorruhestandsregelungen mit unbeschränkten Zuverdienstmöglichkeiten in neuen Bereichen (als ReiseführerInnen, in politischen oder karitativen Funktionen bei NGOs usw.) statt „Zwangsbeglückung“ bis zum Alter von 65“, so Schmid-Tarmann.</span></li></ol>
<p style="MARGIN: 0cm 0cm 0pt; COLOR: black; tab-stops: list 36.0pt; mso-hyphenate: auto; mso-layout-grid-align: none; mso-list: l0 level1 lfo1">Junge, auf dem letzten Stand ausgebildete PädagogInnen, die sonst viele Jahre keine Aussicht auf einen Posten hätten, bringen frischen Wind ins Bildungssystem. Leider haben sie nach Abschluss ihrer Ausbildung kaum Chancen auf einen Job. In Zusammenarbeit mit engagierten älteren „VollblutlehrerInnen“, die ihre Sache immer gut gemacht haben und gerne unterrichten wollen (und nicht müssen), wird das PISA-Ergebnis in absehbarer Zeit anders aussehen lassen. Eine verjüngte Lehrerschaft wird auch sicher eher bereit sein, die längst fällige Umstellung auf die Neue Mittelschule mit zu tragen.</p>