Klagenfurt ist unter den Negativ-Spitzenreitern bei Leerständen, sogar die Altstadt verödet. Andererseits sind hier drei neue Einkaufszentren in Planung! Gemeinderätin Evelyn Schmid-Tarmann spricht von unverantwortlichen Widmungen, zu großer Dichte an Shopping-Centern, die nicht mehr Kaufkraft schaffen, sondern zu Umsatzeinbußen bei den Innenstadtkaufleuten führen.
Für die nächste Gemeinderatssitzung am 7.3.19 hat die Grüne Wirtschaftssprecherin Evelyn Schmid-Tarmann folgende Anfrage an Vizebürgermeister Pfeiler eingebracht: Ab wann ist für Sie die Grenze erreicht, dass Sie – in Ihrer Verantwortlichkeit als Planungsreferent – Investoren keine weiteren Verkaufsflächen für Einkaufszentren mehr genehmigen würden?
Laut der neuesten Analyse der Leerstände von „Standort und Markt“ wird neben dem „Sorgenkind“ Bahnhofstraße die Situation sogar für den Alten Platz immer schwieriger (bisher Zone A). Die wahre Kaufkraft beschränke sich auf den Bereich rund um die Cityarkaden. Besonders betroffen von Umsatzeinbußen ist der Einzelhandel.
Trotzdem sind zurzeit drei Einkaufszentren in der Warteschleife. Die Gebäude sind im Besitz von Franz Peter Orasch 1: Holly im ehemaligen Quellehaus am Heiligengeistplatz, Le Palais im Salzamt und in unmittelbarer Nähe am Alten Platz 35. „Die Grünen haben im Stadtplanungsausschuss gegen diese Widmung gestimmt. Ich fasse es nicht, wie unverantwortlich tausende Quadratmeter Verkaufsfläche gewidmet werden können, wenn andererseits Klagenfurt ein Negativ-Spitzenreiter Österreichs bei Leerständen mit der wohl größten Dichte an Einkaufszentren ist! Wie blind sind die Verantwortlichen im Rathaus für die Entwicklung in unserer Stadt, wenn ein Geschäft nach dem anderen zusperren muss.“
Schmid-Tarmann präzisiert: „Das geplante Kaufhaus mit 2100 m2 Verkaufsfläche
wird weiter Kaufkraft abziehen und in einer Hand bündeln: Am Alten Platz 35 (im Erdgeschoß ist derzeit der Tchibo) ist geplant, das Haus auszuhöhlen, vierstöckig auszubauen und mit Rolltreppen zu versehen. Das Einkaufszentrum erstreckt sich vom Alten Platz hin zum Pfarrplatz.
„Nüchtern betrachtet: Die Stadt rollt für den Großinvestor1 den roten Teppich aus ohne die negativen Auswirkungen zu bedenken.2 Und die Innenstadtkaufleute glauben wohl noch immer an das Märchen von der Frequenz- und Umsatzsteigerung durch zusätzliche attraktive Einkaufstempel. In Wahrheit läuft es auf den (Preis)Vergleich von ähnlichen Produktangeboten mit vorangegangenen Onlineshop-Recherchen hinaus. Die Menschen haben nicht mehr Geld im Börserl, auch wenn das Angebot an Einkaufszentren größer wird. – Ich bin auf die Beantwortung meiner Anfrage gespannt. Der Wille zum Umwidmen scheint grenzenlos“, befürchtet Gemeinderätin Evelyn Schmid-Tarmann.
In dieser Gemeinderatssitzung am 7.3.2019 soll auch über den Bebauungsplan für das Bauprojekt am Alten Platz 35 abgestimmt werden.
1 „Als 2016 der Immobilienentwickler Franz Peter Orasch durch den Kauf des „Quellehauses“ am Heiligengeistplatz ins öffentliche Interesse rückte, hatte er bereits sechs namhafte Immobilien erworben. (Leicht) renovierungsbedürftig, oftmals denkmalgeschützt, aber stets in bester Innenstadtlage, das waren die Kriterien.
Nicht nur am Heiligengeistplatz 4, das immer schon ein Kaufhaus war (erst „Quelle“, dann „Woolworth“, sondern auch im ehemaligen Salzamt (früher Boutique-Hotel und Restaurant) und am Alten Platz 35 (Tchibo, Büros), sollen Einkaufszentren entstehen. Alle drei Objekte bedürfen entweder einer Teilbebauungsplanänderung (Quelle) oder einer EKZ-Widmung.
Während die ehemalige KTZ und das Hotel Moser Verdino Baustellen geworden sind, wurde nebenbei auch noch der Klagenfurter Flughafen erworben. Zwar entspricht der Airport nicht diesen oben genannten Sammelkriterien, aber strategischen Überlegungen kommt er zupass: Was von der rund 200 Hektar großen Liegenschaft nicht für den Airport benötigt wird, dafür gibt es schon Nutzungspläne vom neunen Besitzer: Die Messe, das Landesgericht sowie das Gefangenenhaus sollen hierher übersiedeln.
Mittlerweile hat sich dieser Immobilienbesitz von Franz Peter Orasch in der Klagenfurter Innenstadt vervielfacht. Sein Immobilien-Vermögen soll sich laut eigenen Angaben auf 340 Millionen Euro belaufen“, schildert Gemeinderätin Evelyn Schmid-Tarmann die Situation.
2 https://www.kleinezeitung.at/wirtschaft/5411290/Der-Neue-am-Flughafen_Wer-ist-Franz-Peter-Orasch