Klagenfurt (10.07. 2014) Die „Tage der deutschsprachigen Literatur 2014“ brachten Klagenfurt auch heuer wieder „viel Aufmerksamkeit. Die Erinnerungsstätten von Ingeborg Bachmann werden jedoch vonseiten der Stadt vernachlässigt“, kritisiert Gemeinderat Reinhold Gasper. „BesucherInnen werden enttäuscht sein, wenn sie Bachmanns Wohnhaus in der Henselstraße Nr. 26 aufsuchen. Dort ist die Gedenktafel von einem Rosenstrauch so überwachsen, dass nur mehr der Nachname der bedeutenden Klagenfurter Schriftstellerin zu lesen ist (Anm. auf den Fotos sieht man den früheren und den heutigen Zustand)“, bemängelt Gasper. „Wenn schon die Verwandtschaft zu bequem ist, die Tafel sichtbar zu machen, sollte das eben die Kulturabteilung der Stadt übernehmehn. Falls der Besitzer einverstanden ist, stutze ich die Hecke auch gerne persönlich – schließlich ist die Tafel auf meinen Antrag hin im Jahr 1988 angebracht worden“, bietet sich der Gemeinderat an.
„Ebenfalls in keinem herzeigbaren Zustand ist die Gedenktafel bei den Ursulinen, wo Ingeborg Bachmann maturierte. Von den eingemeißelten Buchstaben ist bereits die Farbe herausgebröckelt“, bemängelt Gasper.
Die jüngste Gedenktafel, die ebenfalls auf einen Antrag des Gemeinderates erst vor einem Monat im Stadthaus angebracht wurde, erinnert an die erste Lesung 1977 mit dem ersten Preisträger Gert Jonke. „Die neue Gedenktafel hat seltsamerweise bislang medial keine Beachtung gefunden“, so Gasper.
Auf die vierte und fünfte Gedenktafel zu Ehren Bachmanns wartet der Mandatar noch: „Ich habe einen Antrag eingebracht, eine Gedenktafel bzw. das Portrait von Bachmann an ihrer alten Volksschule in Annabichl anzubringen. Auch eine Gedenktafel an ihrem Wohnhaus in der Durchlaßstraße ist noch ausständig. Es hat schon mehrere Anläufe gegeben, letztendlich scheiterte es aber immer an der Finanzierung“, bedauert Gasper, der auf einen Sponsor hofft.
An die Stadt Klagenfurt appelliert er, „das Augenmerk nicht nur auf den Bachmann-Preis selbst, sprich das große, werbewirksame Geschehen, sondern auch auf kleine, aber wichtige Erinnerungen, zu richten. Schließlich werden diese Erinnerungsstätten immer wieder von Bachmann-Fans aus der ganzen Welt besucht.“
Fotos: R. Gasper