SOS KLAGENFURT – PERSONENKOMITEE

SOS KLAGENFURT – PERSONENKOMITEE

Für die Erhaltung des Kultur- und Naturerbes
in der Landeshauptstadt

-PRESSEINFORMATION-

Pressekonferenz, am 13. September 2004, 11 Uhr
Cafe Restaurant Oscar
St. Veiter Ring 43, 9020 Klagenfurt

SOS KLAGENFURT – PERSONENKOMITEE

Für die Erhaltung des Kultur- und Naturerbes in Klagenfurt

Das Personenkomitee SOS Klagenfurt fordert die Erhaltung des Kulturerbes der Stadt Klagenfurt und den sofortigen Stopp der Abbrucharbeiten am Neuner-Areal, um noch vorhandenes Kulturgut retten zu können.

Es handelt sich im Besonderen um die am „Neuner Areal“ befindlichen Gebäude, die zum Teil schon beseitigt wurden und zum Teil kurz vor dem Abbruch stehen. Sie sollen einem Einkaufszentrum der ECE-Gruppe weichen, welches in diesem Teil der Innenstadt mit ca. 30.000m² Verkaufsfläche errichtet werden soll. Dazu wurden bisher nicht nur die Werkstättengebäude der 1851 angrenzend an die Stadtmauer errichteten Industriearchitektur der Neuner Lederfabrik sondern der im Ausmaß von 3.606m² große Neuner-Park mit schönem alten Baumbestand zur Gänze zerstört.

Wichtig ist:

*die unmittelbar vom Abriss bedrohten Gebäude mit dem interessanten Hauptgebäude, das mit seinem Giebelfries die Industrie- und Handelsschifffahrt darstellt, vor dem Bagger zu retten um wenigstens einen Teil der wirtschaftsgeschichtlichen Vergangenheit Klagenfurts erlebbar zu belassen.
*die angrenzenden Gebäude in ihrer Substanz vollständig zu erhalten anstatt , wie vorgesehen, sie ganz abzureißen. Dieses Viertel der Altstadt ist wertvoll und daher zu erhalten, beginnend mit dem Ensemble des Heuplatzes Nr. 1. ehem. Hotel Kaiser v. Österreich, und Nr. 2 der ehem. Landeskrankenanstalt, ebenso die Gebäude der St.Veiter Straße und des St Veiter Ringes vorwiegend aus dem 19.Jh (alle im Dehio Kärnten, Klagenfurt, auf den Seiten 378 und 389 beschrieben) *und es geht um die Teile der historischen Stadtbefestigung aus dem 16. Jh., die 1809 von den Napoleonischen Truppen weitgehend dem Erdboden gleichgemacht, aber nicht vollständig zerstört wurde, zu retten. . Die Reste der Klagenfurter Stadtmauer, diese ist immerhin noch 140 m lang, 5 Meter hoch und 9 Meter in die Tiefe reichend, zu erhalten. Sie droht jetzt unwiderruflich zerstört und unter dem Einkaufszentrum begraben zu werden.

Der Park und die über 150 Jahre alten Werkstätten, Industriearchitektur aus dem 19. Jahrhundert wurden in den letzten 2 Wochen zerstört. Das zeigt, wie dringend es ist, jetzt zu handeln, den Baustopp zu erreichen, Verhandlungen aufzunehmen und mit vereinten Kräften alles zu unternehmen, die Zeugen einer für Klagenfurt so bedeutenden Wirtschafts- und Familiengeschichte vor der Vernichtung zu retten.

Um weitere Zerstörungen unseres Klagenfurter Kultur und Naturerbes zu verhindern, fordern wir nachdrücklich die gesamte Altstadt von Klagenfurt zur Schutzzone zu erklären!

Mag.art. Maria Ranacher, Österreichische Gesellschaft für Denkmal- und Ortsbildpflege:

„Die Kultur- und Naturerbezerstörungen in Klagenfurt sind wirklich erschütternd und das Vorgehen der Behörden einfach nicht verständlich!“

Stadträtin Mag.a Andrea Wulz, Stadträtin in Klagenfurt:

„Dieses gigantische Projekt bringt eine große Umweltzerstörung mit sich. Wir fürchten uns vor einer erhöhten Feinstaubbelastung. Die Folgekosten werden wir alle zu tragen haben. Diese Verantwortungslosigkeit ist unverständlich!“

LAbg. Rolf Holub, Abgeordneter zum Kärntner Landtag:

„SOS Klagenfurt konnte zahlreiche Unterstützer gewinnen – täglich werden es mehr!“
Das Personenkomitee wird sich auch in Zukunft dafür einsetzten, dass schützenswerte Strukturen in Klagenfurt erhalten bleiben.

Presseprotokoll:

Begrüßung durch Mag.a Andrea Wulz, Stadträtin in Klagenfurt, Die Grünen

Es ist uns ein besonderes Anliegen die Bevölkerung zu informieren, was im Moment in Klagenfurt geschieht. Wenn man sich die Baustelle und die vorangeschrittenen Abbrucharbeiten ansieht, scheint der Kampf vorerst verloren. Doch dies kann für uns auch mit der Gründung des Personenkomitees „SOS Klagenfurt“ auch einen Neubeginn bedeuten. Einen Neubeginn dahingehend, dass so etwas mit schützenswertem Kulturgut in Zukunft nicht mehr geschehen darf.
Klagenfurt ist eine kleine Stadt und nicht vergleichbar mit Großstädten, wo so große Einkaufszentren, wie das in Klagenfurt geplante, gebaut werden. Das Klagenfurter Stadtbild wird zerstört. Es gibt in Klagenfurt noch Bauten, die historisch wertvoll sind, diese gilt es jetzt für die Zukunft zu erhalten. Als Mitglied der Klagenfurter Stadtregierung bin ich für zukunftsträchtige Projekte. Doch hier haben sich 70% der befragten BürgerInnen gegen den Ringausbau und das Einkaufszentrum ausgesprochen. 10.000 Unterschriften gibt es dagegen und es wird einfach über die Bevölkerung hinwegentschieden. Dieses Personenkomitee soll der Bevölkerung als Sprachrohr dienen.

LAbg. Rolf Holub, Die Grünen

Durch den Anruf von Frau Mag.a Maria Ranacher von der Gesellschaft für Denkmal- und Ortsbildpflege wurde uns wieder Hoffnung gegeben der Zerstörung von schützenswerten Strukturen in Klagenfurt entgegenzuhalten. Die Außensicht auf diese Problematik war für uns wichtig.
Das Personenkomitee SOS Klagenfurt soll in Zukunft unabhängig arbeiten, die Grünen unterstützen es, ziehen sich aber politisch aus dem Projekt zurück, damit ein unabhängiges Komitee von BürgerInnen für BürgerInnen entstehen kann.
„Viele Dinge kann man in Klagenfurt nicht mehr retten (Bsp.: Liegl Garage, ein Art Deco Bau in Klagenfurt wurde Ende Mai dieses Jahres abgerissen), jetzt ist es wichtig diese Dinge zu dokumentieren“.

Mag.a art Maria Ranacher, Gesellschaft für Denkmal- und Ortsbildpflege:

Klagenfurt ist eine wunderschöne Stadt und muss auch in Zukunft als solche erhalten bleiben. Das Personenkomitee wird sich in weiterer Folge dafür einsetzen. Durch den Abriss der Gebäude am Neuner Areal wurde wertvolle Bausubstanz bereits vernichtet. Das Komitee fordert die gesamte Klagenfurter Altstadt, wie es zum Beispiel auch in Salzburg der Fall ist, als Schutzzone zu erklären. Ortsbild- und Denkmalpflege machen die Summe eines Stadtbildes aus. Das Stadtbild lebt auch von den umliegenden Gebäuden, der Wille zur Erhaltung ist in diesem Zusammenhang sehr wichtig. Klagenfurt ist berühmt als wunderschöne Renaissance und Barockstadt. Es ist heute ein Aufruf an alle BürgerInnen für die Erhaltung des Kulturerbes einzutreten. Ich danke allen Bürgerinitiativen, Bürgern, Künstlern und Architekten, die bereit sind dieses Projekt zu unterstützen. Es gibt in Klagenfurt viel zu schützen, es muss uns gelingen dies zu thematisieren und für eine sanfte Revitalisierung zu sorgen. Aus diesem Grund schließe auch ich mich diesem Komitee an, da es von besonderem Wert ist dieses Erbe zu erhalten.
Klagenfurt braucht dringend ein Ortsbildreferat. Hier ist die Politik gefordert eine Bewußtseinsänderung zuzulassen und zu unterstützen. In der gesamten Altstadt müssten Gebäude erfasst und zu schützende Gebäude unter Schutz gestellt werden, damit so etwas nicht noch einmal passiert.

Reinhold Gasper, Gemeinderat Die Grünen, Hobbyhistoriker:

Wir brauchen dringend ein Sprachrohr und engagierte BürgerInnen, die sich für die Sache einsetzen. Wie man sieht haben Vereine wie z.B. der Alpenverein in Kärnten einen hohen Stellenwert und treten überall dort auf, wo die Umwelt in Gefahr ist. Auch für die Klagenfurter Natur- und Kulturdenkmäler brauchen wir einen Verein, der sich auflehnt und zu Wort meldet wenn es um die Zerstörung des Kulturerbes geht.

HINWEIS: Am Donnerstag, 16. September 2004, findet in Klagenfurt mit Beginn um 16:30 Uhr am Alten Platz eine PROTESTDEMONSTRATION gegen das Einkaufszentrum City Arkaden der ECE statt.

Herbert Fux war bei der heutigen Pressekonferenz aus zeitlichen Gründen nicht anwesend, hat uns aber folgendes Statement zur Verfügung gestellt.

Statement
HERBERT FUX
Schauspieler und ehem. Abgeordneter zum österr. Parlament

Riesige Einkaufszentren zerstören bestehende Strukturen besonders im Kern der Städte. In der Salzburger Altsstadt verschwand ein Großteil der heimischen Geschäftsbetriebe und machten einer Schwemme von Souvenir- und Schnellimbissläden Platz. Auch ein von der Stadtregierung eingesetzter Manager konnte die großen Umsatzverluste im Zentrum nicht mehr stoppen.

Wenn die politischen Weichen zugunsten riesiger Einkaufszentren einmal gestellt sind gibt es kein zurück mehr. Die Kaufkraft der Bevölkerung lässt sich nicht beliebig ausdehnen und bei Wirtschaftflauten schon gar nicht.
Folge: Die innerstädtischen Strukturen werden zertrümmert, die mittleren und kleineren Betriebe sind die Opfer.
Die internationalen Ketten verfügen über ein enormes Kapital und üben dementsprechenden Druck auf Stadtregierungen aus. Für Baugenehmigungen im innerstädtischen Bereich sind sie daher zu großem Entgegenkommen bereit. Mac Donalds hat zum Beispiel für Geschäftsgenehmigungen in Zentren großer Städte angeboten, Gebäude vor allem Altstadthäuser auf Firmenkosten renovieren zu lassen, ein Angebot, das von der Stadtregierung gerne angenommen und das auch in der Presse vorgestellt wurde.
In anderen Ländern war man mehr an Geldspenden interessiert, besonders in osteuropäischen Ländern stieg die Begehrlichkeit enorm. Als Gegenleistung wurden behördliche Genehmigungen mit geballter Kraft der politischen Kräfte in kürzester Zeit erteilt.
Je diktatorischer ein Land regiert wird, desto leichter ist die Realisierung. Besonders leicht gelingt die es in Ländern, in denen Parteispenden keiner gesetzlichen Auskunftspflicht und Meldepflicht mit strafrechtlichen Folgen unterliegen wie u. a. in Österreich. Westliche Demokratien wie die USA Frankreich, England, Holland, Schweden haben diese Ausweisungspflicht.
Eine Spendenaffäre, wie die des ehemaligen dt. Bundeskanzlers Helmut Kohl wäre in Österreich mangels gesetzlicher Grundlage unmöglich. Wie schön für die österreichische Politik. Man wird sich daher hüten solche Gesetze zu erlassen.

Mitglieder des Personenkomitees:

Mag.a. Maria Ranacher, Österr. Ges. f. Denkmal- u. Ortsbildpflege, Wien,
[email protected]

Herbert Fux, Schauspieler, Wien

Dietmar Pflegerl, Intendant Stadttheater Klagenfurt

Dr. Gero Kurat, Direktor der Mineralog.Abt. am Naturhistorischen Museum

Loijze Wieser, Wieser Verlag

RA Dr. Farhad Paya, Klagenfurt

Mag. Eva Rubin, Architektin Klagenfurt – Maria Saal

Angelika Hödl IG KIKK

Bela Ban, Künstlerin, Cafe OM

Gerhard Pilgram, Unikum GF

Raimund Spöck, Künstlerhaus

Architekt DI Klaus Mayer, Klagenfurt

Mag. Barbara Mayr, Klagenfurt

Evelyn Schmid-Tarmann, Ersatz-GR Klagenfurt

Helmut Sussitz, Weinhändler Klagenfurt

Hubert Repnig, ehem. Chefsprecher ORF

Heide Mautz, Schriftstellerin

Susanne Pichler, Schauspielerin

Werner Überbacher, Musikforum Viktring

Dagmar Feyertag, Lehrerin

Miessl Peter, ehem. Präsident des Kunstvereins